Achtung: Kleine Spoilergefahr!
Wer den Namen Tim Burton
liest, kann nur an seine bisherigen großen Werke denken. "Edward mit den Scherenhänden", "Alice im Wunderland", "Big Eyes" und viele mehr. Doch kommt „Die Insel der besonderen Kinder“
genauso groß raus? Es handelt sich um eine Buchverfilmung und diese
haben es nicht immer allzu leicht, wenn sich Leser mit der bildhaften
Vorstellung beschäftigen. Viele Erwartungen werden gestellt, doch
kann man nicht immer Buch und Film gleichstellen. Ich möchte
erwähnen, dass ich zuerst die englische Fassung gelesen habe, bevor
es ins Kino ging. Trotzdem möchte ich versuchen, zuerst eine
unvoreingenommene Einschätzung über den Film abzugeben und erst
danach einen Vergleich zu starten.
Der Einstieg geschieht
sehr schnell. Die Story hält sich wahrlich nicht mit Kleinigkeiten
auf und scheint die erste halbe Stunde dahin zu treiben, um schnellst
und unkompliziert zur eigentlichen Thematik zu gelangen. Dabei fiel
mir gleich auf, dass mich die Schauspieler so nicht packen konnten.
Mir fehlt eindeutig die Tiefe in den Beziehungen der Charaktere.
Außerdem ist entweder die deutsche Synchronisation mal wieder
daneben gegangen oder die schauspielerische Leistung lässt am Anfang
wirklich zu wünschen übrig. Auf mich wirken die ersten Szenen ein
wenig lieblos dahingespielt. Als würde der erste Eindruck keine
große Rolle spielen.
Erst mit dem Eintauchen
ins 20. Jahrhundert ändert sich etwas. Wir treffen auf viele
unterschiedliche Persönlichkeiten, die Kostüme sind großartig und
individuell gestaltet. Auch die Kulisse erhält etwas beinahe
märchenhaftes. Die Möglichkeiten der Spielorte scheinen auf der
kleinen Insel mit knapp über 90 Einwohnern begrenzt, doch die Kinder
kennen noch viele besondere Orte. Die Unterschiede zwischen heute und
der Zeitschleife in 1940 sind gut dargestellt und der zweite
Weltkrieg nimmt einen nicht ganz unwichtigen Teil der Story ein.
Der 3D-Effekt darf
natürlich nicht außer Acht gelassen werden. Ich habe schon Filme
gesehen, bei denen fiel das überhaupt nicht auf. Hier hatte ich
durchgehend das Gefühl, mitten im Geschehen zu sein. Doch richtig
interessant wurde es nur bei einigen wenigen Szenen. Bomben oder
Regentropfen, die von der Leinwand auf einen zuzufliegen scheinen.
Ein Hologast, der seine Tentakel nach einem ausstreckt. Allzu
aufregend wird es jedoch kaum, denn der von Burton gewohnte Horror
Anteil bleibt seltsamerweise aus. Vielmehr scheint der Film für
Kinder gemacht zu sein. Dieser Eindruck verstärkte sich zum Ende hin
immer mehr. Die Dialoge werden amüsanter, Skeletten wird Leben
eingehaucht, damit sie gegen in Zuckerwatte gepackte Monster kämpfen
können. Der Zuschauer bekommt übertrieben bunte Bilder zu sehen.
Manchmal hätte ich
lieber gerne die Augen geschlossen und einfach nur der Musik
gelauscht. Denn die ist wahrlich fabelhaft und kommt leider viel zu
wenig zur Geltung. Vor allem anfangs haben die Szenen eher weniger
Hintergrund Begleitung und sind eher still. Je mehr die Handlung
fortschreitet, desto mehr Gefühl wird jedoch mitgegeben, bis es zu
einem Herzensabschied kommt. Dass der Kampf um den Schutz der
besonderen Kinder allerdings ernst genommen wird, hatte ich eher
weniger den Eindruck. Die Stimmung ist dann doch noch etwas zu heiter
in der ach so schönen Seifenblasenwelt.
Buch vs. Film
Gleich zu Beginn sind mir
folgende stark abweichende Dinge aufgefallen. Anders als im Buch ist Dr. Golan
weiblich, was mich zuerst sehr stutzen ließ. Gewöhnungsbedürftig ist es allemal, aber durch das geringe Auftreten "ihrer" Rolle ist das weniger tragisch. Die Rolle von Jacobs
Freund wurde komplett gestrichen und durch eine ziemlich schräge
Mitarbeiterin ersetzt. Andere Neben- und Hauptcharaktere sind
allerdings hervorragend getroffen. Generell erfährt man im Film
jedoch viel weniger über die Hintergrundgeschichten der Charaktere und der Fokus liegt eher auf die Fähigkeiten der Kinder, den Monstern und dem Geschehen in der Zeitschleife.
Während der erste Buchband sich anfangs eine Menge Zeit für Ausführlichkeiten lässt und viel mehr Tiefe in die Beschreibungen setzt, geht im Film eine Menge Atmosphäre verloren, weil es genau anders herum ist. Die erste halbe Stunde scheint nur darauf aus zu sein, die allernötigsten Infos für den Einstieg zu geben. Ein Junge, dessen Großvater gestorben ist, welcher Monster sehen kann und eine Reise unternimmt. Dafür kommt es zum Schluss noch einmal komplett anders. Es gibt keinen Wiedererkennungswert mit dem Buch mehr, aber das ist weitaus weniger schlimm, als gedacht. Vielmehr hat diese andersartige Umsetzung, meiner Meinung nach, einen Großteil noch retten können.
Fazit
Der Film brauchte
eindeutig zu lange, um mich zu überzeugen. Er ist zwar kein
Meisterwerk, aber eine annehmbare Buchverfilmung, welche zunehmend
besser wird. Sogar ein Herzmoment taucht noch auf und hat dem einen
oder anderen Zuschauer sogar eine Träne entlockt. Wer den üblichen Tim Burton Horror erwartet - stopp! "Die Insel der besonderen Kinder" kommt mehr einem teils amüsanten, Abenteuer reichen Kinderfilm mit kleinem Gruseleffekt gleich. Erst still, dann mit wunderbaren Effekten untermalt und immer bunter werdend ist die Welt der besonderen Kinder eine Fantasiereise zum Träumen. Um die Filmversion allerdings in vollen Zügen genießen zu können, empfehle ich das Buch vorher nicht zu lesen. Die Versuchung der Vergleiche ist dann doch zu groß...
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