Im Leben eines Lesers gibt es viele störende Dinge. Da wären zum Beispiel Menschen, die uns nicht verstehen. Ihre ständigen, unlogisch aneinander gereihten Worte. Satz für Satz dieses Gerede über blablabla... Zu schmerzvoll, um es jetzt wiederzugeben. Doch was nützt es, sich davor zu verstecken? Lasst uns nun einmal tief Luft holen, die Augen schließen und ganz fest an Peter Pan denken. Warum Peter und nicht Tinkerbell? Ihr wollt mir doch wohl nicht erzählen, dass ihr Feenstaub erzeugen könnt! Vielleicht etwas Glitzer, wenn ihr ein Einhorn gestreichelt habt, doch das lässt euch wohl kaum abheben. Nun gut, weiter im Bilde. Wir wollen fliegen. Fliegen über Seen, Berge und Täler. Städte, die funkelnd unter uns liegen und DIE WELTHERRSCHAFT AN UNS REIßEN!
Was fällt den Leuten eigentlich ein, so mit uns umzuspringen?! Ihre Nasen zwischen unsere geborgenen Welten zu stecken und dann auch noch hinein zu niesen... Den Schnodder kriegt doch keiner mehr ab!? Was wir uns nicht alles anhören müssen von diesen Nichtlesern, Analphabethen und Schriftverachtern. Seht her, gegen welche Vorurteile wir heute kämpfen müssen:
Nr.1: Wer liest, trägt eine Brille und ist schlau
/ Wer eine Brille trägt, ist schlau und liest!
/ Wer eine Brille trägt, ist schlau und liest!
Oder auch "Die da hat die Augen schlecht, weil sie heimlich im Dunkeln gelesen hat." Wer hat sich denn nach dem Schlafengehen als Kind nicht gerne heimlich mit einer Taschenlampe unter die Bettdecke verkrochen? Aber genau deswegen sollen die Augen aller heute lesenden Brillenträger schlecht geworden sein? Ich könnte viele andere Gründe aufzählen, wie zum Beispiel Smartphones, Computer...
Nr. 2: Gute Rechtschreibung (durch lesen) fördert die neunmalkluge Seite des Gehirns.
- Wer viel liest, ist gut in der Schule (ein Streber).
Nr. 3: Echte Kerle lesen nicht!
Nr. 4: Alle Vielleser werden später Professor in Universumswissenschaften!
- berufen auf Nr. 2
- Wer viel liest, ist gut in der Schule (ein Streber).
Stimmt! Wer viel liest, eignet sich dadurch nicht nur rechtschreibliches sondern auch allerwelt Wissen an. Aber ist das unbedingt so schlecht? Früher war das vielleicht einmal so. Heute sind wir da um einiges offener und wollen sogar, dass unsere Kinder zu der Eliteeinheit der Zukunft gehören. Traurig, aber wahr. Denn erzwungenes Wissen bleibt meist nicht lange erhalten. Lesen wir dafür mehr in der Freizeit (auch wenn es 'nur' Fantasy und kein Sachbuch ist), so eignen wir uns genauso die Fähigkeit an, mit Menschen umzugehen. Denn die verschiedenen Szenarien bereiten uns auf mögliche Realitäten und die darauf folgenden Reaktionen vor.
Nr. 3: Echte Kerle lesen nicht!
Echte Kerle weinen auch nicht oder sterben fast an einer Erkältung. Fragt man sie (wahlweise in einer Gruppe), ob sie schonmal ein Buch in der Hand hatten, streiten sie es verhemend ab. Trifft man sie alleine an, ist die Angelegenheit schon wieder eine ganz andere. Von außen hart und innen weich. Das ist ihre Strategie. Allerdings sehe ich auch kaum männliche Buchkandidaten im öffentlichen Raum wie Bus und Bahn. Woran das nur liegt? Vielleicht sollten wir ihnen endlich mal verraten, dass die Mädels in Scharen ankommen würden, hätten sie die Nase zwischen den Seiten versteckt.
Nr. 4: Alle Vielleser werden später Professor in Universumswissenschaften!
- berufen auf Nr. 2
Das angeeignete Wissen möchte natürlich auch genutzt werden. Also wieso nicht ein paar Physik- und Philosophiekurse belegen? Dazu noch Astronomie, Mythologie, Muggelkunde, Rechtswissenschaften, Verteidigung gegen die dunklen Künste... So ein Streber kann nie genug bekommen. Es liest ja auch niemand einfach so aus Spaß!
Nr. 5: Frauen lesen Schnulzen und Erwachsene keine Kinderbücher.
Falsch und Falsch! Ich bin eine Frau (zumindest konnte man es mir bei der Geburt biologisch nachweisen), kann Liebesromane nicht ausstehen und liebe dafür Kinderbücher. Meiner Meinung nach sind viele Beziehungsdramen viel zu offensichtlich ausgespielt und beinhalten meist einen ähnlichen Ablauf. Laaangweilig... Natürlich mache ich auch mal ausnahmen, wenn die Szenen einzigartig gut formuliert sind und auch richtigen Kontent rüberbringen und nicht nur Knutscherei und Kitsch. Ich möchte beim Lesen gerne einer Story folgen! Hingegen ist ein Kinderbuch für mich zwischendurch ein wahrer Seelenheiler und bringt mich schonmal zum Lachen. So schön bunt und sorgenfrei.
Nr. 6: E-books an die Macht - nieder mit dem Papierformat!
E-books sind häufig um einiges billiger (oder täusche ich mich und sie werden mit der Zeit doch wieder teurer?) und sollen sogar die Umwelt schonen? Ob Bäume deswegen abgeholzt oder Atomkraftwerke gebaut werden, macht da doch kaum einen Unterschied mehr. Aber mal ehrlich, habt ihr nicht auch lieber etwas in den Händen, was ihr nicht immer wieder neu aufladen müsst? Natürlich digitalisiert sich die Zeit immer mehr und auch in den Schulen gibt es schon elektronische Arbeitsbücher. Recherche läuft somit auch viel schneller. Doch für das richtige Gefühl brauche ich ein Buch aus Papier! Denn ich lese, um abzuschalten, zu genießen und nicht gehetzt durch die Seiten zu switchen.
Nr. 7: Leser sind langweilig.
Nr. 8: Harry Potter ist toll. Game of Thrones ist super. Herr der Ringe ist fantastisch.
Außerdem ist ein Film zum Buch hyperuniversal!
Die hat doch immer nur ein Buch in der Hand. Auf 'ne Party einladen? Nee, als ob der mal rausgehen würde... Wenn es nach unseren Rivalen geht, sitzen wir den ganzen lieben Tag lang nur da und starren einen toten Baum an. Immer noch besser als einen leuchtenden Monitor oder? Und wozu haben wir denn die LESEPARTY, he!? Wir Buchhasen wissen uns schon selbst zu bespaßen und brauchen keine alttraditionellen Bling-Bling-Ich-bin-besser-als-du-Schmink-Anzieh-Laber-Challenges. Langeweile bedeutet nämlich, kein Buch zu haben. Also denkt mal darüber nach, wer in Wirklichkeit die Langweiler sind xxxx-Challenger.
Nr. 8: Harry Potter ist toll. Game of Thrones ist super. Herr der Ringe ist fantastisch.
Außerdem ist ein Film zum Buch hyperuniversal!
Ich muss doch nicht alles gut finden, was von den Medien gehypt wird. Sei es auch "nur" wegen einer Verfilmung. Viele Buchverfilmungen sind ein großer Flop geworden, aber da es heute fast nur noch Buchverfilmungen zu geben scheint, haben die Macher einiges in der Produktion gelernt. Harry Potter ist schon etwas älter und wird in Schriftform heute immer weniger von Neuentdeckern angerührt, als auf dem Bildschirm. Sagt doch einfach, dass wir 'alte' Leser werden, die ihre Geschichten lieben und auch gerne mal nach vergangenen Jahren unangerührte Seiten wieder hervorkramen. Vielleicht magst du ja die Reisen durch Mittelerde und Winterfell, aber das gute London imponiert mir mehr. Also bitte gehe du deiner Wege, damit ich wieder Ruhe in meiner TARDIS habe.
Wir Leser haben allerdings ein viel stärkeres Urteil gegen die Nichtleser:
Ihr seid doch alle Muggel!!
Ihr seid doch alle Muggel!!
Ich bin mal gespannt, ob es diesmal klappt. Bisher war es mir aus unerfindlichen Gründen nie möglich, hier zu kommentieren.
AntwortenLöschenEigentlich kann ich jedes Vorurteil anhand meiner eigenen Person ad absurdum führen.
Zu 1.: Ich bin Brillenträger aufgrund einer Hornhautverkrümmung, die sich schon im Kindergarten bemerkbar machte. Da konnte ich zwar schon lesen, aber das kann niemals ein Grund für die Verkrümmung sein.
Zu 2.: Früher hab ich relativ wenig gelesen und war trotzdem gut in der Schule (zumindest wenn ich mal nicht faul war). Zum Klugscheißer hats mich auch nicht gemacht. Das war ich schon bevor ich anfing, viel mehr zu lesen. ;)
Zu 3.: Wäre ich mit Bus oder Bahn unterwegs, würde ich schon lesen. Damit hätte ich immerhin was tatsächlich sinnvolles zu tun. Ich wohne aber leider in einer Ecke, in der ein Auto rentabler ist und da ist Lesen am Steuer nicht so der Hit. ;) In früheren Zeiten, als ich noch viel mit der Bahn durchs Land gefahren bin, hab ich auch häufig gelesen. Die Mädels blieben aus. Aber das ist wieder ne ganz andere Geschichte. ;)
Zu 4.: Ich bin an wirklich vielem interessiert, auch in Sachen Wissenschaft und auch Kunst (wovon ich nur bedingt Ahnung hab), aber tatsächlich arbeite ich als Industriemechaniker.
Zu 5.: Das ist eh Schmarrn. Man liest, was gefällt. Ich hab auch mit über 30 Jahren Harry Potter gelesen, von dem man sagt, dass das nur Kinder lesen (also in meiner seltsamen Ecke sagt man das). Es ist mir auch völlig wurscht, für welches Alter ein Buch gemacht ist. Wenns interessant ist, wirds gelesen.
Zu 6.: Ich bin ein Fan von beidem. Wenn ich zuhause bin, lese ich gern aus einem gedruckten Buch aus Papier. Da mir das meistens zu schade ist zum mitnehmen, lese ich unterwegs auf meinem Kindle. Ich hasse es einfach, wenn gutes Papier, vor allem in Form eines Buchs, beschädigt wird. Ich krieg ja schon Anfälle, wenn jemand in ein Buch kritzelt. Das geht so weit, dass ich mich kaum traue, in mein Notizbuch zu schreiben, weil das so schön verarbeitet ist. ;)
Ich sehe das eBook als gute Möglichkeit, das echte Buch unterwegs zu schützen.
Zu 7.: Leser haben immerhin Fantasie. Und Gespräche mit ihnen sind meistens auch viel interessanter. Lieber gehe ich mit ein paar Lesern gepflegt was essen oder trinken als auf ne sinnentleerte Party, wo am Ende eh nur die meisten hackedicht irgendwo in der Ecke liegen.
Zu 8.: Genau deswegen hab ich Harry Potter zuerst jahrelang gemieden. Es war mir zu sehr gehyped. Und das war ne Zeit, in der ich alles abgelehnt hab, was irgendwie Mainstream war. Rückblickend betrachtet war das ne echt blöde Einstellung. Und irgendwann knickte ich ein und schaue zumindest den einen oder anderen HP-Film. Mittlerweile hab ich den ganzen Schuber daheim und alle 7 Bücher gelesen. Und ich hab unabhängig von Medien für mich selbst festgestellt, dass es mir wirklich gefällt.
Da die Buchvorlagen meistens detaillierter sind, werde ich mir nach und nach alle holen von den Filmen, die mir gefallen. Dazu gehören auch Der Herr der Ringe und nicht so populäre Sachen wie Krabat. Ich hab auch Beowulf auf Englisch gelesen, nachdem die Sage bei Star Trek Voyager erwähnt wurde.
Auch hier gilt wieder: man liest, was gefällt. Und wenn jemand aus welchen Gründen auch immer nur den Film mag und die Buchvorlage erst gar nicht anfassen will, so be it. Aber dann sollte man jedem anderen die Freiheit lassen, das anders zu handhaben.
Ich dachte mir, jeden Punkt einzeln zu beantworten wäre das sinnvollste. ;)