Stjepan Sejic | Hardcover 24,99€ | 132 Seiten | Panini Verlag | In mein Regal!
Ideenreich, sexy und charakterstark!
Ich wollte etwas gefühlvolles, da habe ich etwas gefühlvolles! Aber muss es unbedingt so viel Sex beinhalten? Nein, das tut es gar nicht. Tatsächlich halten sich die bildlichen Beschreibungen in Grenzen und werden eher durch zielgesetzten Humor noch in den Hintergrund gerückt. Natürlich wird auf einigen Seiten viel Haut gezeigt, doch die eigentliche Beziehung zwischen den Charakteren bleibt dabei stets im Vordergrund. Das Thema BDSM wird sogar in einigen Blickpunkten durchaus auseinander genommen und Stück für Stück wieder zusammen gesetzt. Es gibt gewisse Regeln, die eingehalten werden müssen. Der Teil des Vertrauens wird gleich zu Anfang in Szene gesetzt. Dazu kommt noch, dass nicht beide Partner die gleiche Rolle übernehmen können. Eine Domina, eine Sub. Dass die beiden Mädels in dieser Story so perfekt zueinander passen - ihrer Vorliebe wegen, als auch vom Charakter her - lässt das ganze eigentlich schon ziemlich süß werden.
Was mir vor allem noch ein Grinsen ins Gesicht getrieben hat, ist Allys Freund Alan. Durch die schon früher starke Bindung der beiden und die Darstellung ihrer Freundschaft ist mir der Honig über das Herz geflossen. Der Kerl ist der Wahnsinn und haut immer einen guten Spruch raus! Ständig hatte ich etwas zum Lachen, auch in äußerst peinlichen Situationen. Und gerade seine Art ist es, die zwischen diese Seiten passt, um dem Leser seine Befangenheit zu nehmen und das Erzählte aus anderer Perspektive zu betrachten. Alan sollte seinen eigenen Comic bekommen, dann würden sich bestimmt alle auf ihn stürzen.
Gewisse äußere Einflüsse bleiben ebenfalls nicht erspart. Es ist bekannt, dass Sex und im Speziellen BDSM nicht gerade offen ausgesprochen wird (wobei unsere Gesellschaft da schon sehr im Wandel ist). Das zeigt auch eine Szene, in der Vorurteile gegenüber lesbischer Liebschaften hervorgebracht werden. Ich bin diesbezüglich immer noch überrascht, wie tiefgehend dieser Comic eigentlich ist und daraus kein einziger Schund gemacht wurde. Der Zeichenstil hebt sich besonders ausdrucksstark durch seine Echtheit hervor. Vor allem die ganzseitigen Portraits wirken teilweise perfekt real oder wie auf Leinwand gemalt. Hier zeigt der Zeichner seine Liebe zum Detail und der Farbe rot, welche so gut wie immer auftaucht. Zum Schluss gibt es dann noch ein paar Extraseiten mit Bonusmaterial zum "Making Of" und vielem mehr. Schade, dass davon nicht mehr in die eigentliche Story reingenommen wurde, denn das ist schon eine ganze Menge, was da gezeigt wird!
Wer bei Sonnenstein einen Porno erwartet, sollte schleunigst in eine andere Richtung laufen. Denn mit viel Gefühl und amüsanten Wendungen wird die Begegnung der zuerst schüchternen BDSM-Anhänger zu einer liebevollen Lebensgeschichte. Ich werde mir auf jeden Fall mal den zweiten Band vornehmen. Nur um zu wissen, wie es mit Alan weitergeht... Aber die Entwicklung der dominaten Programmiererin und der zurückhaltenden Kellnerin könnte auch noch interessant werden. Ob sie nicht doch ihre innersten Geheimnisse preisgeben wollen? Ein Teil ihrer Seele blieb bisher jedenfalls im Verborgenen.
Vielen lieben Dank an den Verlag!
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