Alice Kuipers | Gebunden 11,00€ | 443 Seiten | Fischer Verlag | In mein Regal!
Die fünfzehnjährige Claire und ihre Mutter leben allein zusammen. Sie sehen sich nur unregelmäßig, da die Mutter als Ärztin in einer Geburtsklinik arbeitet – und Neugeborene halten sich nun mal nicht an feste Arbeitszeiten. Oft ist sie schon aus dem Haus, wenn Claire aufsteht, oder noch nicht zurück, wenn Claire zu ihrem Vater oder einer Freundin zum Übernachten geht. Dann hängen sie sich gegenseitig Nachrichten an die Kühlschranktür, Einkaufslisten, Taschengelderinnerungen, kleine Berichte aus ihrem Alltag.
Doch eines Tages muss Claires Mom, die Ärztin, selbst zum Arzt. Was sie dort erfährt, verändert ihr Leben. Und Mutter und Tochter müssen auf den kleinen Zetteln auf einmal so viel mehr unterbringen als bisher ...
Lückenhafte Erkenntnisse. Momente, die wir mehr ausleben sollten.
Die Aufmachung des Buches ist auf den ersten Blick interessant, nimmt jedoch einen großen Teil der Story weg. Tag für Tag, Seite für Seite erfährt der Leser nur mühsam mehr über die Beziehung zwischen Claire und ihrer Mutter. Mal vermissen sie sich, dann können sie sich tagelang nicht sehen wegen eines Streits. Der Verlauf wirkt seltsam fremdartig und wäre nicht ganz so fern in der Stimmung, wenn die Lücken ausgeschrieben wären. So müssen wir uns sehr viel selbst dazu denken, was auf Dauer schon anstrengend ist. Trotzdem ist die Idee dahinter ziemlich schockierend und emotionsgeladen. Die Veränderungen während der distanzierten Gespräche über Zettelnachrichten am Kühlschrank werden mit der Zeit immer deutlicher spürbar und lassen schlimmes erahnen.
Das Verständnis scheint auf beiden Seiten zu fehlen, wie das eben so ist. Erwachsene und Teenager verstehen sich nicht besonders gut, wenn es um besonders drastische Lebensumstände geht. Da braucht man als Mutter und Tochter feste Unterstützung aus ehrlichen Freundschaften, die nicht gebrochen werden dürfen. Für diese geringe Textlänge ist die inhaltliche Zeitspanne recht groß, was die Sprünge von Woche zu Woche, Monat zu Monat verwirrend erscheinen lassen und anspannend wirken kann. Erst zum Ende erhält man eine etwas längere Passage als Erklärung und Auflösung der Umstände.
Für über vierhundert Seiten ist das Leseerlebnis recht kurz und nach knapp zwei Stunden konzentrierten Lesens schon wieder vorbei. Für mich fehlt hier einfach das Greifbare, das mein Herz zum Springen und die Gefühle meiner Seele näher bringt. Es ist ein Buch, welches man einmal lesen kann und das war es dann auch schon. Vielleicht zerreißt das nächste Drama nicht nur das Mitgefühl für die Protas, sondern vor allem die Tränenkammern im Herzen.
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