Infos
Autor/in: Brandon Sanderson
Taschenbuch: 15€
E-book: 11,99€
Seitenanzahl: 893
Verlag: Heyne
Band 1
In mein Regal!
Jolettes Tage als Watcher sind ein für alle Mal vorbei. Ihr Chip wurde
entfernt und sie ist wieder zum Menschen geworden – genauso wie Cy, die
Liebe ihres Lebens. Endlich sind sie an ihrem Ziel angekommen und
wirklich frei, auch wenn es sich merkwürdig anfühlt, plötzlich von so
vielen Gefühlen überschwemmt und beeinflusst zu werden. Ihr Glück währt
jedoch nur so lange, bis sie merken, dass Patience im Strudel der
vorangegangenen Ereignisse einen weiteren Chip eingepflanzt bekommen
hat, der ihre Heilerkräfte direkt auf die neu entstehende Armee ihres
Widersachers Darian Leigh überträgt. Und damit geht die letzte Schlacht
ums Niemandsland ins große Finale…
So ein Cover muss einfach wieder meine Aufmerksamkeit erregen! Das erste Mal fiel mir das Buch bei Marie auf und der Tipp kam wirklich berechtigt. In Farben wirkt es zwar eher schlicht, aber die Haltung der Figur in dem Kreis darauf lässt schon ein mögliches Abenteuer erahnen. Außerdem wirkt 'Nebel' ja auch immer etwas geheimnisvoll und für manche auch ein wenig unheimlich!
Der Inhalt ist wirklich so allumfassend, dass ich kaum darauf einzugehen vermöchte. Es würde einfach zu viel verraten. Brandon Sanderson hat eine richtig verwobene Geschichte erfunden, mit ausführlichen Beschreibungen der Schauplätze, Charaktere und Auswirkungen der verschiedenen Handlungen, Pläne und und und... Vorne im Buch gibt es sogar zwei sehr detaillierte Karten. Einmal vom gesamten Land und einmal von der Hauptstadt Luthadel.
"Warum sind die Leute so?", fragte er. "Warum sagen sie nicht einfach das, was sie sagen wollen?"
"Diplomatie, mein Freund", erklärte Jastes. "Wir sind Adlige, falls du das noch nicht bemerkt haben solltest." (S. 654)
Es ist einfach großartig, großartig, großartig! Trotz der vielen Seiten gibt es keine langweiligen Wiederholungen oder unnütze Geschehnisse. Alles hängt miteinander zusammen und die nacheinander aufgedeckten Geheimnisse bilden gemeinsam aufregende Knotenpunkte. Vorhersehbar ist kaum etwas, weshalb die Spannung manchmal unerträglich wirkt. Nicht nur die Kriegsführung, die Einflüsse auf die Politik der Adelshäuser oder die Physik der Nebelinge führen den Inhalt an und weckten bei mir reges Interesse. Es ist vor allem die Besonderheit von Bezügen, die unter den Charakteren und deren Erlebnisse miteinander, welche den Leser in das mysteriöse, unterdrückte Land hineinziehen.
"Sie glauben nicht an den Obersten Herrscher, sie fürchten ihn einfach nur.
Sie haben nichts mehr, woran sie glauben könnten." (S. 283)
Auch die Religion spielt eine große Rolle und wird immer wieder in den unterschiedlichsten Kulturformen erklärt und vorgestellt. In gewisserweise gibt es sogar Parallelen zur realen Welt, wenn man sich genauer mit Regierungsformen beschäftigt. Was macht einen guten Herrscher aus? Ordnung, Gewalt oder Nachsicht? Kann diese Ordnung nur durch Versklavung und eindeutige Regeln erhalten werden? Wer hat ein Recht auf Leben? Und was macht das Leben überhaupt aus? Wie lassen sich Glück und Pech definieren? All dies wird fast schon in philosophischen Diskussionen aufgeführt und super begründet! Wer also viel und gerne nachdenkt, sollte auf jeden Fall mal reinschnuppern. Im Anhang befindet sich noch ein kleiner Glossar zu den Begriffen der Allomantie.
Vin / Valette spielt schon beinahe eine Dreifachrolle, denn je weiter die Handlung, desto mehr verändert sie sich. Sie lernt, sie spricht, sie handelt in unterschiedlichen Begebenheiten. Trotz ihrer vorsichtigen, beinahe schon paranoiden Art, scheinen ihr die friedlichen Freundschaften unter der Bande zu gefallen. Potential hat sie allemal und besitzt eine sehr große Macht!
Kelsier ist ein wenig großspurig, hat vielleicht eine ungesunde Selbsthaltung, indem er denkt er wäre unsterblich. Aber auch er hat Fehler und gerade seine Vergangenheit beweist das. Trotzdem ist er ein starker Charakter und hat das Lächeln nicht verlernt. Er nimmt jede Situation, um aus ihr zu lernen und gibt das gelernte an andere weiter. Mag sein, dass er seine eigenen Ziele verfolgt, aber niemals würde er seinen Freunden damit schaden. Kelsier schenkt Hoffnung und verbreitet Glauben.
Dockson, Weher, Hamm, Keuler gehören zu Kelsiers 'Bande'. Sie alle sind Nebelinge und besitzen außergewöhnliche Fähigkeiten, wie Stärke oder die Beeinflussung der Gefühle. Jede Persönlichkeit wurde sehr gut ausgearbeitet und bringt etwas einzigartiges mit ein. Vertrauen ist ein wichtiger Bestandteil ihrer Zusammenarbeit.
Sazed ist zwar nicht der einzige Terriser, aber er wird als einziger sehr ausführlich beschrieben und mit einbezogen. Als treuer Haushofdiener arbeitet er ebenfalls für die Rebellen und steht Vin stets zur Seite. Allerdings verbirgt er ein paar gigantische Geheimnisse, die im späteren Verlauf bedeutend für die Missionen sind. Selbstlos, ergeben und weise geht er eindeutig als Held der Geschichte hervor!
"Die besten Lügner sind diejenigen, die die meiste Zeit über die Wahrheit sagen." (S. 380)
Lestiborner, später in Spuki umbenannt, ist einer von Keulers Tischlerlehrlingen. Natürlich alles nur Fassade. Aber sein Verhalten ist einfach zu niedlich. In seinen Fähigkeiten als Zinnauge steht er sehr hoch, doch im Umgang mit Mädchen hat er wohl noch eine Menge zu lernen... *schmunzel*
Elant Wager bekommt als fast einziger Adliger eine wichtige Stellung in dem ganzen Stück. Er ist anders, furchtlos und aufopferungsbereit. Seine (ehemalige) Verlobte Schan Elariel ist allerdings von einem ganz anderen Schlag und ihre kühle Fassade ist nur der Anfang ihrer eigentlich hinterlistigen Eigenart.
Auch die Nebencharaktere bieten wieder schöne Einflüsse und manch einer gibt sogar mehr auf, als ihm lieb ist. So gehen auch flüchtige Erwähnung als großes Spektakel heraus und ändern manchmal das Denken der Welt.
Das letzte Reich, ein Ort voller Hoffnungslosigkeit, in der die Skaa für die Adelshäuser arbeiten müssen und geplagt werden. Ein Land, in dem der Nebel nachts aufsteigt und Angst verbreitet. Berechtigt? Jedenfalls birgt er einige Geheimnisse in sich. Der Unterschied zwischen dem einfachen, niederen Volk und der Aristokratie ist kaum zu übersehen. Ganze Armutsviertel und prunkvolle Festungen liegen in einer Stadt zusammen. Luthadel, der Hauptstadt und vorwiegenden Handlungsstätte. Besonders toll sind die beschriebenen Akzente. Auf der einen Seite die zerlumptem Gestalten auf den Straßen, auf der anderen Seite hält der Adel verschwenderische Bälle. Doch auch diese beinhalten eine teils angespannte Atmosphäre auf Grund der politischen Handel untereinander. Alles in allem ist die Stimmung düster, gefährlich, angespannt, abenteuerlich und auch mal anregend, inspirierend, nachdenklich oder einfach nur fröhlich.
"Man hört nicht auf, jemanden zu lieben, nur weil er einem Schmerzen zugefügt hat", sagte er.
"Wenn man es täte, wäre es allerdings leichter." (S. 718)
Keine Fachwörter im eigentlichen Sinn des Sprachgebrauchs, allerdings viele neue Begriffe oder Beschreibungen mit anderer Bedeutung in Bezug auf die Allomantie, die Macht der Nebelgeborenen, welche sich mit der Physik verschiedener Metalle beschäftigt. Ich liebe die Dialoge der Protagonisten! Manchmal sind sie sehr ernst, aber irgendwann kommt der Punkt, an dem immer mal wieder ein wenig Humor mit einfließt, egal wie aussichtslos die Situation erscheint. Dafür liebe ich ihren Mut und ihr Durchhaltevermögen, sowie das Vertrauen ineinander. Brandon Sanderson ist ein Meister der Worte und führt seine Charaktere aus jeder Sackgasse wieder heraus.
Ein Buch zum Nachdenken, über Freundschaft und Verrat, Krieg und Frieden, verschiedene Kulturen, Religionen und Meinungsverschiedenheiten. Magische Momente über Nebelwesen und die Vergangenheit. Wer sich auf mehr einlassen möchte, ist bei diesem Buch richtig. Denn mit knapp 900 Seiten bietet "Kinder des Nebels" ein aufrüttelndes Abenteuer quer durch das Letzte Reich. Kann man den Obersten Herrscher, der ein Teil von Gott ist, stürzen? Oder ist er tatsächlich unbesiegbar und wird auf ewig herrschen?
Hallo und guten Tag,
AntwortenLöschenhm, so gut Dein Fazit auch sein mag...fast 900 Seiten für den 1.Band, ist mir persönlich sorry einfach zuviel.
Aber deshalb ein Buch klar für die einsame Inselurlaub..
LG..Karin..